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Der Britische Bürgerkrieg, Teil 2

(Achtung: Enthält Spoiler für die Episoden: 11×02: Ganz in Rot, 15×01: Du bist tot! und ein kleines bisschen 24×01: Der Untergang des Hauses Shirewell)

Weiterführung von Der britische Bürgerkrieg, Teil 1

 

Als es den Parlamentariern nicht gelang, aus den erfolgreichen Schlachten von Marston Moor und Aspern Tallow Kapital zu schlagen, bildeten Oliver Cromwell und Thomas Fairfax die New Model Army – ein einziges professionelles stehendes Heer sehr engagierter Puritaner, die nicht für Geld, sondern für ihre Ehre, ihren Glauben und ihre Leidenschaft kämpften.

Sie waren sehr loyal, sehr hartnäckig und für damalige Verhältnisse sehr gut ausgerüstet.

Die New Model Army war das Bindeglied zwischen den beiden Wendepunkten des parlamentarischen Bürgerkriegs. Im Jahr 1643 hatten die Royalisten noch die meisten Siege errungen, aber nach der Schlacht von Marston Moor, der Gründung der New Model Army, und war die Schlacht von Naseby am 14. Juni 1645 ein schwerer Schlag für die Royalisten. Denn in dieser Schlacht wurden rund 4.500 von ihnen gefangen genommen und 1.000 starben – darunter auch Geoffrey DeQuetteville aus dem Dorf Quitewell. Doch wie sein Nachfahre Ludo DeQuetteville John Barnaby und Ben Jones erklärt, verlor Geoffrey nicht sein Leben im direkten Kampt, sondern durch eine Unachtsamkeit beim Laden der Kanone. Seitdem liegt ein Fluch auf Geoffrey, denn er reitet als kopfloser Reiter umher und zeigt auf Menschen – die bald darauf sterben.

New Model Army
Der Katechismus der Soldaten der New Model Army: Regeln, Verordnungen und Drillübungen. Public Domain.

 

Die Freuden einer Historikerin

Aber nicht nur Geoffrey DeQuetteville hatte eine schlechte Angewohnheit, sondern auch die Familie, die derzeit dort lebt: Sie stellen die Schlacht von Naseby auf ihrem Land nach, behaupten aber, die Royalisten hätten gewonnen. Eine falsche Darstellung der Geschichte. Alle Jahre wieder.

Nicht einmal Sarah Barnaby kann das ändern. Und dabei war sie zunächst so überzeugt, dass die DeQuettevilles ein Interesse daran haben, die Schlacht so realistisch wie möglich darzustellen. Als neue Sekretärin der Causton Historical Society will sie sich Respekt verschaffen, indem sie die Schlacht von Quietwell nun einmal historisch korrekt darstellt. Ihr Mann, der die DeQuettevilles bereits gut einschätzen kann, weist sie darauf hin, dass das nicht so einfach sein wird – später wird Ben Jones das Gleiche tun. Aber Sarah zuckt mit den Schultern und glaubt, dass dieses Jahr, die Parlamentarier gewinnen werden.

Was sie nicht weiß: Sasha Fleetwood will unbedingt sicherstellen, dass die Schlacht diesmal für die DeQuettevilles verloren geht. Ihre Motivation ist nicht historische Genauigkeit, sondern Rache und eine Wette, die sie mit Julian DeQuetteville abgeschlossen hat. Und so stellt die ahnungslose Sarah Barnaby den Königstreuen (“Cavaliers”) und den Parlamentariern (“Roundheads”) vor, wie sie Stellung beziehen und ihre Fahnen schwenken.

 

Die Leiden einer Historikerin

Sarah Barnaby begrüßt die Teilnehmer*innen und Besucher*innen des Re-Enactments und erwähnt, dass es während des Bürgerkriegs keine Schlachten in Midsomer County gab. (Wir wissen, dass das nicht stimmt, weil es die Schlacht von Aspern Tallow gab.) Dann stellt sie klar, dass es dieses Mal ein bisschen anders sein wird als in den Jahren, ja, wahrscheinlich Jahrzehnten, zuvor und beginnt, das neue, historisch korrekte Prozedere zu erklären. Ein General der Royalisten scheint wenig Geduld oder Lust zu haben und schreit während ihrem Monolog “Feuer”. Sarah Barnaby unterbricht erschrocken ihre Erklärungen und versucht, das Unvermeidliche zu verhindern… aber sie hat keine Chance. Die Parlamentarier formieren sich und ihr General gibt den Befehl zum Angriff. Sarah Barnaby wird immer verzweifelter, aber ihr hörte niemand mehr zu.

Und dann läuft die Schlacht ganz und gar nicht nach Sarah Barnabys Plan. Stattdessen gelingt es den Royalisten, die Standarte der Parlamentarierzu erobern. Es sieht nach einem Sieg für die DeQuettevilles aus, aber dann taucht Sasha Fleetwoods Trumpf auf: ein halbes Dutzend Soldaten – in der heutigen Uniform, aber mit einer roten Schärpe. Rot war die Farbe der Parlamentarier. Und diese können mit Hilfe der Neuankömmlingen nicht nur ihre Standarte zurückerobern, sondern auch die Standarte der Royalisten gewinnen.

Das ist für Sarah Barnaby endgültig zu viel. Sie gibt einen schnippischen Kommentar ab, lässt dann ihr Mikrofon am Kabel über dem Mikrofonhalter baumeln, was eine Rückkopplung verursacht, und verlässt die Szene.

 

Im Priesterloch

Knebworth House in Hertfordshire war der Standort für Quitewell Hall. Ein spätgotisches Herrenhaus, das seit dem 9. Juni 1962 auf der Liste des nationalen Kulturerbes steht. Allerdings befand sich auf dem Gelände bereits ein vornormannischer Herrensitz, der einem Vasallen von König Edward dem Bekenner namens Aschil gehörte. Im Jahr 1086 gehörte es laut dem Domesday Book Eudo Dapifer (“der Pfeifer”), dem Sohn des kurz zuvor verstorbenen normannischen Barons Hubert de Ryes. Danach wechselte es mehrmals den Besitzer, aber ab 1490 war es der Sitz der Familie Lytton.

Zu ihnen gehörte Sir William Lytton, der von 1640 bis 1648 als Abgeordneter für Hertfordshire im Unterhaus saß. Er unterstützte die parlamentarische Sache im Bürgerkrieg. Deshalb ist die versteckte Nische, in der John Barnaby und Ben Jones das Ölgemälde des kopflosen Geoffrey DeQuetteville finden, wahrscheinlich kein Priesterloch.

Oliver Cromwell
Charles Landseer: Cromwell in the Battle of Naseby in 1645, 1851. Public Domain.

Aber es gibt einen solchen Geheimgang auf dem Bledlow-Gut der Fitzroys. Tom Barnaby ist gerade beim Haus des jüngsten Mordopfers angekommen, Robin Lawson, dem Gutsverwalter der Familie Fitzroy, der auf dem Anwesen unweit des Herrenhauses lebt. Ben Jones ist bereits dort und hat Harry Fitzroy gefunden. Ben Jones fragt sich, wie er in das Haus gekommen ist und betritt das Wohnzimmer. Tom Barnaby berührt absichtlich die Vertäfelung des Ofens. Er drückt auf eine Stelle, es klickt und – tada! – das Bücherregal öffnet sich.

Sie gehen hinein und kommen im Schlafzimmer des Hauses wieder heraus. Das Zimmer, in dem das erste Opfer, Marina, mit einem alten Messer durch die Brust und in die holzvertäfelte Wand gestochen wurde. Ein weiteres Herrenhaus mit Priesterloch ist das Anwesen der Shirewells.

Bledlow Manor wurde in Joyce Grove gefilmt, einem Herrenhaus in Nettlebed, Oxfordshire. Das Gebäude im jakobinischen Stil wurde erst 1900 erbaut und hat daher nichts mit dem Bürgerkrieg oder der Zeit zu tun, als die katholische Messe verboten war. Es hatte jedoch einen Vorgängerbau nach dem Bürgerkrieg. Seit dem 23. August 1999 steht es auf der Liste des nationalen Kulturerbes und war zuletzt bis 2020 eine Zweigstelle der Sue Ryder Hospices.

 

Was danach geschah

Nach den beiden Wendepunkten des Bürgerkriegs bei Marston Moor und Naseby errangen die Parlamentarier eine Reihe von weiteren Siegen. Zunächst verschanzte sich der König wiederholt in Oxford. Diese dritte Belagerung der Stadt dauerte zwei Monate, aber es war mehr Verhandlung als Kampf, denn der Krieg war für die Royalisten eindeutig verloren. Dem König gelang es jedoch, nach Newcastle zu fliehen und sich den Schotten zu ergeben. Von dort aus befahl er allen verbliebenen royalistischen Garnisonen, ihre Waffen niederzulegen – die Kapitulation.

Einige Monate später lieferten die Schotten König Karl I. an das Parlament aus, aber er konnte die Schotten dennoch davon überzeugen, auf seine Seite zu wechseln und ihn wieder zu unterstützen. Dies führte zu schottischen Aufständen in England, die jedoch erfolglos blieben und in der endgültigen Auslieferung des englischen Königs gipfelten.

Im Jahr 1649 wurde König Karl I. enthauptet. Die Monarchie wurde abgeschafft. Zum ersten und bisher letzten Mal wurde England zu einer Republik – das Commonwealth. Der Puritanismus wurde die vorherrschende religiöse Bewegung. Nur in Irland leistete die katholische Mehrheit Widerstand, was in einem blutigen Massaker und der Enteignung der irischen Landbesitzer endete.

1653 inszenierte Oliver Cromwell einen Staatsstreich gegen sein eigenes Commonwealth und rief sich zum Lord Protector aus. In den nächsten fünf Jahren, bis zu seinem Tod, regierte er diktatorisch und absolutistisch – völlig paradox, denn der Bürgerkrieg war nicht nur ein Religionskrieg, sondern auch ein Krieg zwischen absoluter und parlamentarischer Monarchie und Republik.

Es sollte nicht lange dauern, bis wieder ein Königreich errichtet wurde: 1660 wurde Karls I. Gleichnamiger Sohn der neue König von England, Schottland und Irland.

 

Weitere Infos

Ellis Bell wurde 1867 unehelich in Lower Warden geboren. Seine Mutter arbeitete auf dem Gut Smythe-Webster und wurde vom Sohn des Hauses verführt. Obwohl die Familie die Vaterschaft bestritt, half sie Ellis Bell, eine Stelle als Lehrer zu bekommen. Dies wird von einigen als Schuldeingeständnis gewertet. Ellis Bell hat mit “House of Satan” einen Klassiker geschrieben und die beiden Weiler streiten sich darüber, wer das Recht an dem Werk hat. Hat er es in Upper Warden geschrieben, wo seine Mutter arbeitete, oder in Lower Warden, wo er geboren wurde? Haben die Smythe-Websters den Verlag nach der Erstveröffentlichung 1897 aufgekauft, alle Bücher verbrannt und nun, 100 Jahre später, das Werk als Sensation neu aufgelegt und gleichzeitig verfilmt? Jetzt, im Jahr 2004, steht The House of Satan 2 kurz vor der Fertigstellung. Ellis Bell starb 1930 verarmt in Causton.

Oliver Cromwell starb an einer Krankheit, von der wir nicht sicher wissen, welche es war. Es wird auch über eine Vergiftung spekuliert, aber wahrscheinlich war es eine Kombination aus Malaria und Typhus oder Malaria und Nierensteinen, vielleicht in Zusammenhang mit einer Sepsis, die ihn letztendlich das Leben kostet.

 

 

Literatur

  • Bennett, Martyn: The English Civil War. A Historical Companion, Stroud 2004.
  • Carpenter, Stanley D. M.: The English Civil War. Aldershot 2007.
  • Chambers R. A.: A Deserted Medieval Farmstead at Sadler’s Wood, Lewknow. In: Oxoniensia 38 (1973). S. 146-169.
  • Cressy, David: England on Edge. Crisis and Authority, 1640–1642. New York 2006.
  • NN: Key Events of the Civil Wars. In: The Cromwell Museum.
  • NN: Parishes: Knebworth. In: William Page (Ed.): A History of the County of Hertford. Volume 3. London 1912. S. 111-118.
  • NN: Nettlebed. In: Simon Townley (Ed.): A History of the County of Oxford. Volume 18. Woodbridge 2016. S. 275-302.
  • NN: Parishes: Watlington. In: Mary D Label (Ed.): A History of the County of Oxford. Volume 8- London 1964. S. 210-252.
  • NN: Parishes: Lewknor. In: Mary D Lobel (Ed.): A History of the County of Oxford. Volume 8. London 1964. S. 98-115.
  • NN: Parishes: Dorney. In: William Page (Ed.): A History of the County of Buckingham. Volume 3. London 1925. S. 221-225.
  • NN: Ewelme. In: Simon Townley (Ed.): A History of the County of Oxford. Volume 18. Suffolk 2016. S. 192-234.
  • NN: Ewelme. A Romantic village, its past and present, its people and its history. Here: Chapter 5: Ewelme under the Stuarts, and during the Civil War. Commonwealth and restoration.
  • Rowland, Aston: Watlington Parish. In: Aston Rowant & Chilterns Spring Line Villages.
  • Rowant, Aston: Battle of Chalgrove. In: Aston Rowant & Chilterns Spring Line Villages.
  • Worden, Blair: The English Civil Wars 1640-1660. London 2009.

 

Weiterführende Literatur

  • Civil War in Ireland: Fraser, Antonia. Cromwell, Our Chief of Men, and Cromwell: the Lord Protector. London 1973.

 

Ich möchte darauf hinweisen, dass dies eine inoffizielle Fanseite ist. Ich stehe in keiner Verbindung zu Bentley Productions, ITV oder den Schauspielern.

 

Zuerst veröffentlicht auf MidsomerMurdersHistory.org am 18. Februar 2025.

Petra Tabarelli has studied history and has earned an international reputation as an expert on the history and development of football rules. But she is also a big fan of Midsomer Murders - and that's why this website about history and nostalgia in and around Midsomer exists. She was looking for a website like this, couldn't find it, so she madw it. For others who, like her, are looking for the website, and now can find it.

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