Gemälde vom Jüngsten Gericht (Doom Paintings)

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(Achtung: Enthält Spoiler für Episode: 16×02: Da hilft nur beten)
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Gegen Ende des 11. Jahrhunderts machten Menschen sich immer wieder Sorgen, dass die Welt untergeht und das Jüngste Gericht unmittelbar bevorsteht. Gelehrte berechneten wiederholt neue Daten, die auf möglichen verschlüsselten Hinweisen in der Bibel und anderen christlichen Schriften beruhten. (Nichts Unbekanntes für uns, wenn wir an das Tohuwabohu um den 21. Dezember 2012 denken. Aber damals war die Angst vor dem Weltende noch viel weiter verbreitet).

Zwischen 1100 und 1300… Es ist die Zeit des Domesday Books, aber auch der “Doom Paintings” – Gemälde mit der Darstellung des Jüngsten Gerichts, die aber während der Säkularisierung der Klöster weitgehend übertüncht wurden. Erst Jahrhunderte später wurden sie wiederentdeckt. Das gilt auch für die Kirchenkrypta in Midsomer St. Claire.

Himmel und Hölle

Diese Fresken, die den Zeitpunkt des Jüngsten Gerichts, der Apokalypse, des Weltuntergangs zeigen – es gibt viele Namen für diesen Zeitpunkt – wurden zu ihrer Entstehungszeit vor knapp 1000 Jahren entweder an der Rückwand im Westen oder an der Vorderseite der Kirche am Ende des Altarraums angebracht sind. Auf jeden Fall wurden sie so platziert, dass man sie häufig betrachten musste, um die schrecklichen Qualen der Hölle und die sanfte Erlösung des Himmels anschaulich zu sehen.

Die meisten dieser Gemälde des Jüngsten Gerichts zeigen den Moment, in dem Christus nach der christlichen Eschatologie die Seelen richtet, um sie entweder in den Himmel oder in die Hölle zu schicken. Es gibt viele Versionen, aber im Grunde ist die Darstellung immer die gleiche: Links, also zur Rechten Christi, ist der Himmel und rechts die Hölle. Oben thront Christus, meist flankiert von Maria und dem Apostel Johannes. Unter ihnen befindet sich eine Gruppe von Menschen, die einen Weg entlanggehen, der nach rechts und links abzweigt.

Fegefeuer und Erlösung

Ein solches Beispiel findet sich auch in den Grafschaften, in denen zumeist für Inspector Barnaby gedreht wurde. Hier, im Dorf Amhampstead, Berkshire, zwischen Reading, Newbury und Streatley, mit 400 Einwohnern gibt es in der St. Clement’s Kirche gibt es ein Fresko aus der Zeit um 1300. In der Mitte des Gemäldes befindet sich die Kreuzigung mit Maria und Johannes, die aber erst um 1500 hinzugefügt wurde. Die Marter ist hier nicht zu sehen, aber sie könnte von der Kreuzigung in der Mitte übermalt worden sein.

Es ist das einzige Todesgemälde in Berkshire, wo die Episode gedreht wurde. St. Mary the Virgin in Hurley, Berkshire, war der genaue Drehort, aber es ist kein Fresko des Jüngsten Gerichts in dem Gebäude versteckt. Und schon gar nicht eines mit zahlreichen Foltermethoden, die dann zur Wahrheit werden. Auch in St. Claire thront Christus über dem Gemälde, aber es gibt keine Trennung darunter, keinen Himmel auf der linken und die Hölle auf der rechten Seite. Vielmehr ist es eine Sammlung von Darstellungen von Menschen, die gewaltsam den Tod finden: Sie werden auf Rädern geschleudert, verbrannt, gesteinigt, mit Sack und Pack ertränkt, von sintflutartigen Regenfällen heimgesucht … Das ist alles, was man sehen kann.

Das Jüngste Gericht in Chaldon, Surrey

Das Fresko in Midsomer St. Claire scheint mir in England ohne Parallele zu sein, weil es nicht dem klassischen Schema entspricht. Es gibt aber noch eine ganz andere einmalige Darstellung des Jüngsten Gerichtes, nämlich in Chaldon, Surrey. Es wurde anscheinend von Byzanz inspiriert. Surrey wurde ab 1066 von den Normannen regiert und ist im Domesday Book erwähnt. Das Gleiche gilt für die Kirche St. Peter and St. Paul’s, die zwischen 1000 und 1086 erbaut wurde und durch die ein öffentlicher Fußweg führt. Die Kirche steht seit dem 21. September 1954 auf der National Heritage List, Grade I.

Bei der Restaurierung der Kirche in den Jahren 1870-1871 wurde ein Totenbild entdeckt, das wie das in Armhampstead aus dem Ende des 12. Im Fall von Chaldon wurde es um 1170 auf einen roten Temperahintergrund gemalt. Die meisten Darstellungen vom Jüngsten Gericht wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wiederentdeckt, als viele Kirchen, Kapellen und Kathedralen restauriert wurden (Viktorianische Restaurierung).

Chaldon: Kurz beschrieben

In der Mitte dieses Gemäldes des Untergangs, das 3,73 m lang und 3,40 m hoch ist, steht eine Leiter, die vom Boden zum Baum der Erkenntnis von Gut und Böse bis hinauf zu Christus führt. Diese Leiter ist die Heilsleiter, die in der byzantinischen Kunst keine Seltenheit ist. Das Bild ist waagerecht in zwei Teile geteilt: Im unteren Teil sieht man den Himmel oder die Erlösung im oberen Teil und auch Christus, der den Teufel tötet und so den Menschen im Fegefeuer(?) hilft, zu ihm zu kommen. Der untere Teil ist gefährlicher, denn er zeigt die sieben Todsünden und den Kessel, in dem Mörder für alle Ewigkeit gekocht werden. Diese Darstellung des Jüngsten Gerichts und des Fegefeuers ist näher an der Darstellung in Midsomer St. Claire, aber immer noch nicht annähernd so erschreckend.

Die horizontale Teilung ist ebenfalls ein stilistisches Element, da sie zusammen mit der Leiter ein Kreuz bildet.

Das Herunterladen der Fotos ist nicht erlaubt, also verlinke ich sie einfach > hier <. -> Sieh dir einfach diese Nahaufnahmen an > klick <. Was für ein Kunstwerk!

Im Detail: Die untere Hälfte

Das Detail unten links zeigt einen kochenden Kessel mit vielen Menschen, wahrscheinlich Mördern, die unter Aufsicht zu Tode gekocht werden, und drei der vier der sieben Sünden:

Faulheit wird durch drei Menschen unter einem grausamen Teufel dargestellt, der auf einem anderen Dämon steht, der an ihren Füßen knabbert. Ähnlich verhält es sich bei Stolz: Ein Dämon knabbert an der Hand eines Mannes. Ein anderer Mensch hält eine Flasche in seiner rechten Hand – Völlerei. Schließlich streiten sich zwei Menschen, die kurz vor dem Sturz stehen – das steht für Zorn.

Die drei verbleibenden Sünden sind unten rechts abgebildet: Ein sich umarmendes Paar symbolisiert die Lust, wobei ein Teufel die Schulter des Mannes berührt und die Handlung unterbricht. An anderer Stelle sitzt ein geiziger Mann rittlings auf einem Feuer, seine Genitalien sind verbrannt. An ihm hängen Säcke mit Geld und aus seinem Mund rieseln Münzen. Schließlich gibt es Neid, in diesem Fall von einer älteren Person auf eine jüngere.

Es gibt zwei weitere Szenen in diesem Quadranten: Zum einen unehrliche Handwerker, die unmögliche Aufgaben erledigen – zum Beispiel ein eisernes Hufeisen ohne Amboss herstellen – und zum anderen der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse voller Früchte, wobei sich die Schlange um die oberen Äste des Baumes windet.

Im Detail: Die obere Hälfte

In der oberen Hälfte befinden sich alle, die der ewigen Verdammnis entgehen können. Dafür sorgt auch Christus. Satan steht unter Christus, ist in voller Länge an einen riesigen Wurm gebunden und der Wurm  knabbert an Satans Kopf. Gleichzeitig stößt Christus den Stab des Vexillums in Satans Mund.

Und im oberen linken Quadrat wiegt der heilige Michael die Seelen. Das Wiegen der Seelen der Menschen im Fegefeuer ist ein wichtiges Element des Jüngsten Gerichts, ebenso wie die Szene, in der der Teufel versucht, die Waage schwerer zu machen (d.h. die Menschen sündiger zu machen), damit er sie in die Hölle statt nur ins Fegefeuer bringen kann.

Klingt ein bisschen nach Midsomer, gell?

Hier das Gemälde in Bewegtbildern:

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Die Chronologie der Grafschaft Midsomer (auch nach Episoden (🇬🇧) sortiert) • Hintergrundinfos zu britischer Geschichte in Inspector Barnaby • Drehorte und ihre Geschichte (🇬🇧)Drehorte und ihre Geschichte (🇬🇧), wird Stück für Stück ergänzt

Literatur

• Bartlett, Robert: The Making of Europe. Conquest, Colonization, and Cultural Change 950-1350. Princeton 1994. S. 108.
• Marshall, Anne: Ashampstead, Berkshire (+ Oxford) C.13. In: Medieval Wall Painting in the English Parish Church.
• Marshall, Anne: The Doom, or Last Judgement and the Weighing of Souls. In: Medieval Wall Painting in the English Parish Church.
• NN: Parishes: Chaldon. In: H. E. Malden (Ed.): A History of the County of Surrey 4. London 1912. S. 188-194.
• NN: The Medieval Doom Painting. In: St. Thomas, Salisbury.

Ich möchte darauf hinweisen, dass dies eine inoffizielle Fanseite ist. Ich stehe in keiner Verbindung zu Bentley Productions, ITV oder den Schauspieler*innen.

Zuerst veröffentlicht auf MidsomerMurdersHistory.org am 25. Februar 2025.