Weibliche Pilotinnen im 2. Weltkrieg

•

(Achtung: Enthält Spoiler für Episoden: 16×04: Flieg Mörder, flieg! Mit etwas von 13×02: Köpfen ist auch keine Lösung und ein bisschen von 10×01: Tanz in den Tod)
This article is also available in English.
•

Auf dem Flugplatz Finchmere ist ein Mord geschehen. John Barnaby befragt die Familie Darnley, die den Flugplatz besitzt, und schaut sich alte Fotos im Haus der Familie an. Das Haus der Familie Darnley wurde in Penn House, Amersham, Buckinghamshire, gefilmt, das sich seit 1222 in Familienbesitz befindet. Die Fotos, die sich John Barnaby ansieht, stammen jedoch von dem jährlichen Flugfest in White Waltham.

John Barnaby bemerkt unter den vielen Fotos ein Foto einer Spitfire und fragt Molly Darnley mit einem gewissen Ton in der Stimme, ob sie früher eines dieser berühmten Flugzeuge geflogen sei. Die ältere Dame fängt sofort an zu erzählen: Sie ist im Krieg nicht als Soldatin geflogen, sondern war Teil der ATA, die die Flugzeuge zwischen den Fabriken und den Flugplätzen transportierte. Ohne Funkgeräte und Gewehren.

Damals flog sie auch eine Lancaster. Eine davon flog sie hier nach Finchmere und löste bei einem der Soldaten, Henry Darnley, der später ihr Ehemann wurde und inzwischen verstorben ist, Bewunderung und Liebe aus.

Die Idee, zivile Piloten als Unterstützung einzusetzen, war bei der RAF viel älter als die Gründung der ATA. Denn die Zivilisten brauchten keine Kampfausbildung und keine Kampfausrüstung. Sie brauchten nur das Wissen, um verschiedene Flugzeuge zu fliegen. Das konnten auch ältere oder körperlich behinderte Männer tun – und natürlich auch Frauen, die ebenfalls nicht als Soldaten eingezogen wurden. Insgesamt waren 10 % der ATA-Piloten weiblich und sie erhielten sogar den gleichen Lohn wie ihre männlichen Kollegen.

Kommandantin Pauline Gower erhielt am 14. November 1939 den Befehl, eine Frauengruppe für die ATA zu bilden. Die ersten acht wurden Anfang 1940 in den Dienst aufgenommen. Ursprünglich war ihre Aufgabe nur der Transport von Personal, Post und medizinischen Hilfsgütern, aber mit dem Fortschreiten des Krieges brauchte die RAF nun mehr Personal für den Transport von Flugzeugen.

Der Transport von Flugzeugen begann am 15. Februar 1940 vom No. 1 Ferry Pool in White Waltham, dem Hauptquartier der ATA während des Zweiten Weltkriegs. Innerhalb weniger Wochen übernahm die ATA den Transport aller Militärflugzeuge von den Fabriken zu den Wartungseinheiten, um Waffen und Zubehör einzubauen, und ein Jahr später, im Sommer 1941, übernahm sie alle Fähraufträge.

Die ATA war während des gesamten Krieges ein wichtiger Eckpfeiler und wurde erst Ende November 1945 aufgelöst.

Es ist einer der wenigen Fälle, in denen die Geschichte des Drehorts und die Geschichte des Dorfes Midsomer aufeinandertreffen und miteinander verwoben sind. Die Folge wurde auf dem Flugplatz Finchmere in White Waltham in Berkshire gefilmt, der tatsächlich ein Ferry Pool der ATA war.

Auch hier gab es vor dem Krieg einen Flugplatz, der 1928 eingerichtet wurde. Die Familie de Havilland kaufte ihn für ihre de Havilland School of Flying, um ab 1935 Flugschüler für die RAF-Reserve auszubilden. Im Jahr 1938 wurde er von der britischen Regierung für den gleichen Zweck übernommen und zur zentralen Flugschule der RAF. Diese blieb nach der Gründung der ATA ein Jahr lang vor Ort, aber dann wurde es so eng und geschäftig, dass die EFTS 13 einen neuen Standort bekam.

Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb der Flugplatz White Waltham bis 1982 im Besitz und unter der Kontrolle der RAF. Seitdem ist er ein privater Flughafen.

Es wäre also nur allzu plausibel, dass Molly Darnley hier als Pilotin gearbeitet und die Liebe ihres Lebens gefunden hat.

Eine weitere Frau bei der ATA war Ellie Wingate, mit der Molly eng befreundet war. Sie war auch dabei, als Molly die Lancaster zum Flugplatz Finchmere flog und Henry Darnley sie zum ersten Mal sah.

Aber nicht nur Molly, auch Ellie verliebte sich in den Soldaten, der sich aber für Molly entschied und ihr einen Heiratsantrag machte.

Am Tag nach der Verlobung wurden alle ATA-Flüge wegen eines Sturms gestrichen, auch Ellies Flug. Trotz allem flog sie in den Sturm – und kehrte nicht zurück. Vermutlich nahm sie sich aus Liebeskummer das Leben, aber jahrzehntelang wagte Molly nicht, ihrem trauernden kleinen Bruder Duggie diese Wahrheit zu sagen. Sie zog es vor, mit seiner Verachtung zu leben, denn er glaubt, dass sie Ellie absichtlich in den Sturm geschickt hat, um Henry für sich zu haben.

Abseits der Tragödie von Ellie Wingates Entscheidung und Molly Darnleys Widerwillen, Duggie die Wahrheit zu sagen, erfahren wir, dass Ellie auch eine Spitfire fliegen konnte.

Ich hatte bereits geschrieben, dass die ATA-Pilot*innen ab August 1941 alle Arten von Flugzeugen flogen. Auch die Frauen und auch große Maschinen wie Spitfires – wie Molly Darnley und Ellie Wingate in Finchmere.

Die Spitfires waren ein Kampfflugzeug, das aufgrund seiner guten Manövrierfähigkeit als Abfangjäger eingesetzt wurde. Zwischen 1938 und 1948 wurden insgesamt rund 20.000 Stück in drei Fabriken in England erprobt. Diese waren: Westland Aircraft in Yeovil, Somerset, Supermarine Aviation Works Limited, Hampshire, und… Castle Bromwich Assembly in den West Midlands. Jenes Werk, zu dem Ellie Wingate fliegen sollte, bevor ihr Einsatz abgesagt wurde – und sie flog trotzdem.

Aber auch Supermarine Aviation Works Limited in Hampshire könnte eine Verbindung zur Grafschaft Midsomer haben. Etwa drei Jahre zuvor, es war noch Tom Barnabys Amtszeit bei der Causton CID, berichtete Bürgermeister David Hicks dem Stadtrat über die Wiedervereinigung zwischen Causton und Brighton, dass die Spitfires vor den Toren von Midsomer County gebaut wurden.

Wie die Wiedervereinigung zwischen Causton und Brighton verlief… nun, das war eine weitere idyllische, mörderische Episode.

Ach, und in Morton Fendle stellt Rosemary Wood wahrscheinlich noch immer jede Nacht Essen und frische Kleidung an den Rand des Flugplatzes. Es könnte sein, dass Ralph nach 80 Jahren doch noch zurückkehrt.

 

Literatur

• ATA Museum: Anything to Anywhere. A true story of courage, skill and sacrifice.
• Bonwick. Phil: The Air Transport Auxiliary. In: Kenley Revival.
• Poad, Richard: Important ATA and White Waltham anniversary (15/02/2020).
• RAF White Waltham. In: Forces War Records.
• Chessman, E. C.: The Story of A.T.A. Prescott 1979.
• The Buckinghamshire Gardens Trust Research & Recording Project: Penn House.