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Midsomer und die Schlacht an der Somme


(Achtung: Enthält Spoiler für Episode: 11×01: Wenn der Morgen graut)
This article is also available in English.

 

Die Folge beginnt mit einem Schwarz-Weiß-Bild. „Frankreich, Juli 1916“ wird eingeblendet. Es ist der 1. Juli 1916 – der erste Tag der Schlacht an der Somme.

Wir sehen Soldaten nach vorne marschieren. Landminen explodieren, Menschen schreien. Aber da ist ein Soldat, der in die entgegengesetzte Richtung humpelt. Es ist der Gefreite Thomas Hicks. Er flieht aus der offensichtlich lebensbedrohlichen Situation und will zurück zum Stützpunkt der Royal Midsomer Yeomanry. Auf der Straße trifft er auf ein Auto mit drei Offizieren, darunter sein Freund Lieutenant Douglas Hammond. Auf Douglas’ erstaunte Frage, was er hier mache, kann Thomas Hicks nur murmelnd antworten und zieht mit dem Finger hinter sich her zum Schlachtfeld. Douglas Hammond schiebt den immer noch murmelnden Gefreiten mit leichtem Druck in das Auto.

Wenig später verurteilt das Kriegsgericht den Gefreiten Hicks wegen des unaufgeforderten Verlassens des Schlachtfelds als Deserteur. Leutnant Douglas Hammond ist sichtlich schockiert über das Urteil und dennoch führt er seinen Freund zu dem Ort, an dem er hingerichtet werden soll, während das Erschießungskommando bereits wartet.

Thomas Hicks wird an die Wand gestellt und bekommt einen Sack über den Kopf gezogen. Douglas Hammond gibt dem Erschießungskommando den Befehl zu schießen, aber es gelingt ihnen nicht, Hicks hinzurichten. Sie schießen daneben. Douglas geht mit ernster und zugleich entsetzter Miene zu Thomas Hicks und zieht ihm den Sack vom Kopf. Er zögert nur kurz, obwohl sein Gesicht verrät, wie sehr er sich in diesem Moment vor sich selbst ekelt. Douglas Hammond schießt seinem Freund mit seiner Pistole in den Kopf. Danach übergibt sich der zu pflichtbewusste Leutnant gegen die nächste Hauswand.

 

Die Hicks und die Hammonds

Battle Somme First Day
Der riesige Krater, der durch die Detonation einer Mine am 1. Juli 1916, dem ersten Tag der Schlacht an der Somme, unter dem Hawthorn Ridge in Beaumont Hamel entstand, wie er am 26. November 1916 zu sehen ist. Foto von Ernest Brooks. Gemeinfrei.

Später erfahren wir von ihren Grabsteinen, dass Thomas Hicks 21 Jahre alt war, Douglas Hammond zwei Jahre älter. Letzterer starb 1935 im Alter von 42 Jahren an Depressionen nach dem, was er seinem Freund angetan hat.

Aber das ist noch nicht alles: Der schuldbeladene Douglas Hammond hat einen Teil des Hammond-Anwesens, das 30 Hektar große Land namens North Meadow, in einen Trust eingebracht: Nach drei Generationen soll dieses Land automatisch in den Besitz der Hicks’ übergehen.

Dieser Treuhandvertrag ist jedoch nur wenigen bekannt und ändert nichts an dem Familienstreit zwischen den Hammonds und den Hicks’, der schon vor 1916 bestand und bis heute anhält. Die Hammonds halten die Hicks’ für Versager, die Hicks halten die Hammonds für Mörder. Und beide Familien leben in Midsomer Parva.

Wie Tom Barnaby in dieser Folge so schön sagt: „Fehden sind hier ein olympischer Sport.“

Erst 90 Jahre später wurde der Name von Thomas Hicks dem Denkmal für die Gefallenen der Schlacht an der Somme hinzugefügt. David Hicks ist der Enkel des Gefreiten Hicks und Bürgermeister von Causton. Er bittet seinen Vater Lionel, den Namen seines Vaters auf dem Gedenkstein zu enthüllen. Lionel Hicks zieht das Tuch, das vor dem Namen seines Vaters gespannt war, sichtlich bewegt zur Seite. Bürgermeister Hicks schließt seine Rede damit ab, dass nun eine große Ungerechtigkeit wiedergutgemacht und die Familie Hicks von allen Makeln befreit worden ist.

 

Die Schlacht an der Somme

Die Schlacht an der Somme – einem Fluss in Nordfrankreich – sollte ein großer Sieg für die alliierten Armeen Frankreichs und Englands werden. Sie war lange geplant und wurde auch kurzfristig auf den Sommer 1916 verschoben, weil Frankreich durch die verlorene Schlacht bei Verdun noch stark geschwächt war.

Was niemand bei den Alliierten wusste: Ihre Pläne wurden von zwei politisch entfremdeten britischen Soldaten aus Nordirland mehrere Wochen im Voraus an Deutschland verraten. Das haben Recherchen in deutschen Archiven im Auftrag der BBC ergeben.

Die Positions- und Abnutzungsschlacht, die viereinhalb Monate dauerte, endete letztendlich mit einem Unentschieden. Aber der erste Tag der Schlacht an der Somme war der schwerste Verlust, den England je in einem Krieg erlitten hat.

 

Der erste Tag in der Schlacht an der Somme

Battle Somme First Day
Ein Haufen Schutt und Holz ist alles, was von der Kirche in Beaumont Hamel übrig geblieben ist, die am ersten Tag der Schlacht an der Somme zerstört wurde, wie man am 26. November 1916 sieht. Im Hintergrund ist der Minenkrater unterhalb des Hawthorn Ridge zu sehen. Foto von Ernest Brooks. Gemeinfrei.

Zurück in Midsomer Parva. Es findet ein Re-Enactment statt: Die Royal Midsomer Yeomanry stellt den ersten Tag der Schlacht an der Somme nach. Zahlreiche Plakate werben für das Ereignis: „Seht unsere Jungs in den Schützengräben. Wir feiern das 200-jährige Bestehen der Royal Midsomer Yeomanry WW1 Re-Enactment“.

Tom Barnaby hat keine Lust, an dieser Veranstaltung teilzunehmen und sich wieder einmal zwischen die Fehde zwischen den Hicks’ und den Hammonds zu stellen. Aber „Sir“, sein Chief Superintendent, hat andere Pläne für ihn und Ben Jones. Und so nehmen beide Männer an dem Re-Entactment teil, ebenso auch Joyce als verkleidete Krankenschwester aus dem Ersten Weltkrieg.

Captain Johnny Hammond, Douglas’ Enkel, kommentiert die Ereignisse des 1. Juli 1916 von einem Stand in Uniform aus. Unter den 58.000 britischen Soldaten, die an der Schlacht teilnahmen, waren auch 88 Mitglieder der Royal Midsomer Yeomanry.

Sie stellen die Schlacht nach, beginnend mit der Explosion der riesigen Landminen, die um 5 Uhr morgens hochgingen. Johnny Hammond gibt Corporal Mickey Ryan per Handzeichen das Signal, die Zünder zu aktivieren. Kurz darauf tauchen einige Soldaten aus einem Graben auf und feuern auf einen unsichtbaren Feind vor ihnen. In sicherer Entfernung von den Soldaten surren weitere Sprengkörper. Man hört einen Pfiff und Soldaten schreien und zu Boden fallen. Die Soldaten der Royal Midsomer Yeomanry haben nicht überlebt. Nur Thomas Hicks, der sich unerlaubt vom Schlachtfeld zurückzog und dies kurz darauf mit seinem Leben bezahlen musste.

 

Die Realität

Nun, das stimmt nicht ganz mit der Realität überein, denn erst um 7:28 Uhr Ortszeit wurden die vorbereitenden Minen fast gleichzeitig gezündet. In England war es also halb sieben Uhr morgens, nicht fünf Uhr.

“Somme. The whole history of the world cannot contain a more ghastly word.” – Friedrich Steinbrecher. (Source: Lewis, Jon E.: A Brief History of the First World War. Eyewitness Accounts of the War to End All Wars 1914–18. London 2014. P. 154.)

Eine Woche lang hatten die Alliierten nicht nur 1437 Geschütze auf einen bestimmten Abschnitt der Front konzentriert, sondern auch ein ausgeklügeltes System zur Unterminierung des Untergrunds ausgearbeitet und durchgeführt. Diese waren bereits eine Woche lang gesprengt worden. So hatten die Alliierten ihr Schlachtfeld schon im Vorfeld in eine Mondlandschaft verwandelt.

Die Explosion, die den Beginn der Schlacht an der Somme einläutete, war gewaltig. Erde und Trümmer flogen bis zu 1200 Meter weit und noch heute ist ein Krater von 91 Metern Durchmesser und 21 Metern Tiefe zu sehen.

Die Briten waren überzeugt, dass die deutschen Stellungen durch den gewaltigen Beschuss zerstört worden waren. Deshalb wurde den angreifenden Truppen befohlen, in dichten Schützenlinien im Marschtempo und mit schwerem Schanzgerät vorzurücken. Nur der letzte Abschnitt sollte gelaufen werden, um am Ende noch genug Kraft für den erwarteten Nahkampf zu haben. Danach sollten die alliierten Soldaten die zerbombten deutschen Schützengräben ausbauen und sichern.

Aber… Trotz des schweren Sperrfeuers waren die Stacheldrahtverhaue und Unterstände auf der deutschen Seite intakt geblieben, um eine effektive Verteidigung zu ermöglichen. Immerhin hatten sie im Voraus von der Strategie erfahren und konnten sich entsprechend vorbereiten und einrichten. Außerdem war die eigens geschaffene Mondlandschaft nicht unbedingt die beste Ausgangsposition und ein Hindernis für ihren eigenen Nachschub.

 

“It was worse than hell itself”

Und so kam es, wie es kommen musste: Nachdem die britischen Soldaten den Beschuss eingestellt hatten, verließen die deutschen Soldaten ihre Unterstände, machten schnell ihre Maschinengewehre bereit und nahmen die frontal angreifenden britischen Truppen unter Maschinengewehrfeuer. Nur wenige deutsche Schützengräben konnten eingenommen werden. Und selbst diese mussten nach kurzer Zeit wieder aufgegeben werden.

Es war der verlustreichste Tag in der britischen Militärgeschichte. Von den 120.000 Soldaten, die am ersten Tag der Schlacht an der Somme die deutschen Stellungen angriffen, wurden 20.000 getötet, 8.000 davon allein in der ersten halben Stunde. Darüber hinaus wurden etwa 36.000 verwundet und 2.100 als vermisst gemeldet. Einzelne Regimenter verloren innerhalb weniger Stunden weit mehr als die Hälfte ihrer Daten, und ganze Divisionen galten als nicht mehr existent.

“It was worse than hell itself. Such a row I have never heard before in my life, and it was terrible to see the men lying in the field of battle. I can tell you anybody who came out of that scrap on that first morning was lucky.” – Lancaster Fusilier Harold Beard (Source: Kendall, Paul: Somme 1916. Success and Failure on the first day of the Battle of the Somme. Barnsley 2015.)

Auch weil der kommandierende General Morland von seinem Posten in sicherer Entfernung immer wieder neue Angriffswellen anordnete. Es ist nur zu verständlich, dass Thomas Hicks vom Schlachtfeld floh und somit desertierte. Außerdem waren die britischen Soldaten meist neue Rekruten, die Deutschen bereits erfahrene Frontsoldaten.

 

Einen Streich gespielt

Hall Barn
Hall Barn, Beaconsfield, Buckinghamshire, 1900. Fotografie von Henry Taunt. Gemeinfrei.

Gegen 22:30 Uhr Ortszeit gelang es den Deutschen, die ehemals britischen Gebiete zurückzuerobern, was den Druck auf die britischen Soldaten noch weiter erhöhte.

Zurück nach Midsomer Parva. Es ist der Abend nach der Wiederaufführung. Henry Hammond und seine Schwiegertochter Arabella sitzen im Dunkeln auf der Veranda. Sie verabschiedet sich kurz darauf, er bleibt draußen sitzen. Henry Hammond ist der Sohn von Douglas Hammond und ein ziemlich unsympathischer Charakter.

Das Anwesen der Hammonds ist in Realität Hall Barn in Beaconsfield, Buckinghamshire. Das heutige Herrenhaus wurde in der Stuart-Zeit erbaut, aber im 19. Jahrhundert umgebaut und erweitert.

Während Henry Hammond noch draußen sitzt, haben Mickey Ryan und drei andere Mitglieder der heutigen Royal Midsomer Yeomanry ihren Mut zusammengenommen. Letzte Nacht haben sie sich vorgenommen, Henry Hammond wirklich zu erschrecken: Sie brechen in sein Herrenhaus ein, fesseln den im Rollstuhl sitzenden Mann und binden ihm ein Tuch über die Augen. Dann fahren sie ihn in seinem Rollstuhl eine gewisse Strecke weit und stellen dort die Hinrichtung von Thomas Hick nach – mit Platzpatronen.

 

Rache genommen

Was sie nicht wissen: Eine andere Person weiß über ihr Spiel Bescheid und wartet im Hintergrund. Diese Person trägt eine scharfe Waffe bei sich und nachdem die vier Yeomanry-Mitglieder gegangen sind und Henry – immer noch gefesselt und mit verbundenen Augen – an Ort und Stelle zurückbleibt, führt sie die Hinrichtung durch. Um den Mord zu vertuschen, manipuliert sie die Technik des Rollstuhls und lässt den Toten direkt in das Auto des Milchmanns fahren.

Der Pathologe George Bullard findet bald heraus, dass es ein Mord war. Kurz darauf wird die Mordwaffe gefunden: Es ist ausgerechnet der Revolver, mit dem Thomas Hicks hingerichtet wurde. Die Spurensicherung bestätigt dies: Der Revolver ist der Dienstrevolver eines Militäroffiziers und die Nummer zeigt, dass er im September 1915 an Douglas Hammond ausgegeben wurde.

Am Ende wird klargestellt: Es war tatsächlich ein Hicks, nämlich Lionel, der über viele Jahre und mit viel Geduld seinen Vater rächen wollte.

Es bleibt abzuwarten, ob Douglas Hammond und Thomas Hicks wirklich Halbbrüder waren. Auf beiden Grabsteinen steht „Royal Midsomer Yeomanry / Brothers in Arms / Brothers in Life“, aber ist das Beweis genug? Nur von Biddy Dixon stammt der Hinweis auf die Verwandtschaft. Damit hat sie ihrem Lionel Hicks eine sehr schlüssige Rechtfertigung für die Schießerei gegeben, die er auch bei seiner Verhaftung angibt. Douglas Hammond soll Thomas Hicks nur deshalb getötet haben, weil er nicht wollte, dass ein Hicks Teil der Hammond-Familie wird.

Doch die Vereinbarung im Treuhandvertrag, die ständige Suche nach Vergebung und der frühe Tod von Douglas Hammond zeugen eher davon, dass er aus Pflichtgefühl und nichts anderem gehandelt hat.

 

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Literatur

  • Abbey, Sue: The Hall Barn Estate. In: Beaconsfield History.
  • BBC TV: The Somme 1916 – From Both Sides of the Wire. 3. August 2016.
  • Edmonds, J. E.: Military Operations France and Belgium 1916. Sir Douglas Haig’s Command to the 1st July. Battle of the Somme. London 1993.
  • Kendall, Paul: Somme 1916. Success and Failure on the first day of the Battle of the Somme. Barnsley 2015.
  • Lewis, Jon E.: A Brief History of the First World War. Eyewitness Accounts of the War to End All Wars 1914–18. London 2014.
  • NN: Parishes: Beaconsfield. In: William Page (Ed.): A History of the County of Buckinghamshire. Volume 3. London 1925. S. 155-165.
  • NN: The Opening Day, Battle of the Somme, 1916. In: Government of Canada (14/02/2019).
  • Philpott, W.: Bloody Victory. The Sacrifice on the Somme and the Making of the Twentieth Century. London 2009
  • Prior R./Wilson, T.: The Somme. New Haven 2005.

 

Ich möchte darauf hinweisen, dass dies eine inoffizielle Fanseite ist. Ich stehe in keiner Verbindung zu Bentley Productions, ITV oder den Schauspieler*innen.

Zuerst veröffentlicht auf MidsomerMurdersHistory.org am 2. März 2025.

Petra Tabarelli has studied history and has earned an international reputation as an expert on the history and development of football rules. But she is also a big fan of Midsomer Murders - and that's why this website about history and nostalgia in and around Midsomer exists. She was looking for a website like this, couldn't find it, so she madw it. For others who, like her, are looking for the website, and now can find it.

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